Die Krux mit richtig richtig guten Büchern ist die: nein, es gibt überhaupt keine Krux mit guten Büchern. Nur kann man nicht über sie schreiben. Kann man natürlich schon, aber wenn man das Buch liebt, will man es nicht beschreiben. Eine Inhaltsangabe ist dann was für Penner, ein Urteil über den Gehalt, den Stil, und die Ideen des Buches sind einfach nur peinlich und unangemessen. Arme Literaturkritiker, die ihre Seele an die Zeitung verkaufen! Hahaha… ja, was gute Bücher angeht, verkaufen die die echt, also nicht gerade die Seele, aber doch ein Stück von der Liebe, und: the readers decency. – Den Anstand und die Ehrsamkeit, die der angerührte Leser dem Buch gegenüber verspürt, mit dem er sich verbunden hat.
Ok, ist gut jetzt.
Aber jedenfalls bringt mich das jetzt in folgende Situation: ich will hier sagen, wie gut mir Jonathan Franzens Buch „Freedom“ gefallen hat, aber ich will eigentlich nichts über das Buch sagen.
Mit der readers decency lässt sich allerhöchstens und mit unangenehmem Beigeschmack vereinbaren, dass ich ein paar Stichwörter einwerfe: Wie ungelebte Ideen ein Leben beeinflussen können – was passiert, wenn man das Ungelebte nachholt – wie sich verfestigende Ideen und das Konservieren von Überzeugungen wie ein Gefängnis wirken – Gewordenheit von Persönlichkeiten und Situationen, Gewordenheit von allem – Ein Leben schließt immer ein anderes Leben aus – Diese Freiheit ausschließen, damit sie nichts anrichten kann oder jene Freiheit umzäunen, damit ihr nichts passiert? – „Freiheit“-wtf? – Usw.
Das war natürlich schon wieder viel zu viel, auch viel zu abstrakt und bescheuert, aber wie gesagt, ich bring das nicht fertig hier so blöde Informationen einzustreuen wie „Bürgerliches Milieu“, „Familiengeschichte“, „Vererbung von Problemen“, „kritische Reflexion eines US-amerikanisch geprägten Freiheitsbegriffs“, „wunderschöne Schilderung von Allerweltseheproblemen“, usw, kotz, kotz, kotz…
Ohmann, ich bewege mich auf dünnem Eis!
Deshalb nur noch eins: zwei Zitate. Und das ist absolut erlaubt!
(S. 184): „USE WELL THY FREEDOM“
und
(S. 268) „Freedom is a pain in the ass“
!